15 Jahre ist es her, seit Apple jenes Produkt vorstellte, dass ihm den Weg zum wertvollsten Unternehmen der Welt ebnete: Das iPhone. Seit einer Dekade fragen sich Aktionäre und Analysten allerdings auch, wie lange es noch das Fundament für Apples konstantes Wachstum bleiben kann. Die Antwort: Es gibt offenbar weiteres Potenzial, zumindest bei Apple. Covid beflügelte die Verkäufe von Computern und Smartphones. Apple legte allein zwischen 2020 und 2021 rund 90 Milliarden Dollar an Umsatz zu.
In diesem Jahr kann der Konzern wohl erstmal die 400-Milliarden-Dollar-Marke beim Umsatz knacken. Zum Vergleich: Als Apple das iPhone vorstellte, waren es gerade einmal 25 Milliarden Dollar.
Und obwohl Dienste mittlerweile das größte Wachstumssegment sind, ist das iPhone weiterhin die mit Abstand wichtigste Umsatzsäule. Im zweiten Kalenderquartal – auch wenn klar war, dass es im September neue Modelle geben würde – machte das iPhone rund 50 Prozent der Apple-Umsätze aus. Und das 15 Jahre nach Markteinführung.
Das Wachstum bei Apple geht gegen den Branchentrend: Wie in vielen anderen Kategorien gehen nach einem Pandemie-Hoch auch bei Smartphones die Verkäufe zurück. Im zweiten Quartal waren es weltweit rund neun Prozent Rückgang, so das Marktforschungsunternehmen IDC. Mehr noch: Im Heimatmarkt USA, so behauptet das Marktforschungsunternehmen Counterpoint Research, hat das iPhone den Android-Wettbewerbern die Marktführung abgenommen.
Apple-Chef Tim Cook hegt keine Zweifel. So lässt sich das neueste iPhone deuten, dass er am Mittwochmittag in der Konzernzentrale in Kalifornien vorstellte. Das iPhone 14 folgt der Management-Strategie von Cook: Konstante Verbesserung statt radikaler Veränderung. Bessere Displays, aufgerüstete Kameras, kleinere Designänderungen beim Flaggschiff sowie eine Satelliten-Notruf-Funktion – die neue Generation ist zwar robust, aber alles andere als überraschend. Die Ausnahme ist der Preis: Trotz Inflation und Herausforderungen in der Lieferkette ist dieser für die neueste Generation nur etwas erhöht. Er beginnt in Deutschland ab 999 Euro.
Spielt Cook hier mit der Psychologie und ermuntert so erst recht zum Kauf, da ja nahezu alles andere viel teurer geworden ist?
Klar ist: Cook hat bislang meist den richtigen Instinkt gehabt. Obwohl der Steve-Jobs-Nachfolger an der Konzernspitze für seine Strategie der ruhigen Hand oft kritisiert wurde – das große Wachstum und der gigantische Börsenwert geschahen unter seiner Ägide.
Mittlerweile ist das iPhone so etabliert und seine Nutzer so an das Betriebssystem iOS gewöhnt, dass es genügend Kunden gibt, die regelmäßig nachkaufen. Was auch daran liegt, dass ein hochwertiges Smartphone mittlerweile das Maß der Dinge ist. Früher gab es noch sogenannte Feature Phones, die etwas weniger Funktionen offerierten – heute ist alles smart.
Cooks Managementstrategie der sachten Innovation hat noch eine weitere wichtige Regel: Niemals ohne Not Risiken eingehen. Denn das könnte Stammkunden verprellen.
So ist es Erzkonkurrent Samsung, der seit Jahren bei Smartphones neue Wege einschlägt. Die Koreaner waren die ersten, die auf große Smartphone Displays setzten. Lange weigerte sich Cook, dem Trend zu folgen. Als der Markt dafür bereitet war, zog Apple 2014 mit dem iPhone 6 nach und landete damit einen Hit. Die aufgestaute Nachfrage katapultierte prompt den Umsatz nach oben.
Nun ist so klar, dass Nutzer ein großes Display bevorzugen, dass es beim iPhone 14 keine Mini-Variante mehr gibt.
Für Apple Anleger ist das beruhigend. Apple wird bei den faltbaren Smartphones – wo Samsung mit dem Galaxy Z Fold 4 gerade ein neues Gerät vorgestellt hat – erst folgen, wenn der Wettbewerber für die nötige Technologiereife und Akzeptanz gesorgt hat. Dann wird es wie schon beim iPhone 6 der große Knaller sein, der Apples Umsätze nochmal beflügelt. Denn Apple kann nicht nur dank der Einheit von Hard- und Software das ausklappbare Mega-Display besser ausnutzen. Es hat auch die Inhalte, die auf dem falt- oder rollbaren Display brillieren.
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